Die Verfolgungsjagd

Meine Augen tränen und ich habe heftiges Seitenstechen. So schnell bin ich lange nicht mehr gelaufen. Doch ich renne weiter so schnell mich meine bald tauben Beine tragen. Ich muss ihn unbedingt erwischen! Ich darf ihn nicht aus den Augen verlieren!

Es ist eine unfaire Jagd. Wie soll ich auf Dauer mit einem Moped mithalten?! Ich weiß es nicht, aber ich muss es schaffen! Ich muss meine Kostbarkeit wiederbekommen!

Ich höre meinen keuchenden Atem und den dumpf geschlagenen Rhythmus meiner Füße auf dem sandigen Boden, gemischt mit ein paar anpreisenden Rufen. Der Markt ist meine Hoffnung. Die Straße wird schmaler und immer voller.

Der Dieb fährt geradewegs auf die Menschenmenge zu. Seitlich entwischen kann er mir zum Glück nicht. Wenn er niemanden über den Haufen fahren will, muss er gleich langsamer werden.

Da! Das ist meine Chance! Gerade manövriert der Dieb sein Fahrzeug mit einem waghalsigen Schlenker um einen jungen Mann herum. Ich nehme – so gut ich nach diesem Dauersprint noch kann – Anlauf und mache einen riesigen Satz auf den Fahrer zu.

Rums! Mit einem gewaltigen Aufprall landen wir halb in einem Verkaufsstand mit Kleidung. Das Moped kippt um und dreht sich um die eigene Achse.

Auch in meinem Kopf dreht sich alles…

Benommen versuche ich meinen Blick scharf zu stellen. Einen Moment lang bekomme ich keine Luft, doch dann verschafft sich mein Körper mit einem tiefen Japsen den nötigen Sauerstoff. Ich entdecke seine Hand, die er noch immer fest verschlossen hält. Sofort packe ich sein Handgelenk.

Jetzt erst bemerke ich, wie alt er schon ist. Wieso klaut ein so alter Mann mein Eigentum? Obwohl… Genau genommen ist es nicht meins. Aber ich habe es zumindest nicht geklaut! Ich wollte es doch gerade dahin bringen, wo es hingehört. Nur einmal kurz habe ich es aus dem baumwollenen Säckchen geholt um es anzusehen…

Mit einem Mal schwillt das Getöse um uns herum an. Stimmen rufen in verschiedenen Sprachen, die ich nicht verstehe. Vorsichtig hebe ich den Kopf. Wir haben ein großes Durcheinander verursacht. Gerade will ich seine Finger auseinander biegen, um mir zu nehmen, was mir genommen wurde als ich an den Schultern zurück gezogen werde. Auch der alte Mann versucht sich aufzurappeln, wird von zwei Verkäufern gestützt.

Da fängt der Alte mit einem Mal zu schimpfen an. Auch wenn ich die Wörter nicht kenne, so kann ich doch die Mimik und die Gesten deuten. Für Außenstehende muss es natürlich so gewirkt haben als hätte ich den armen Mann aus heiterem Himmel von seinem Motorroller gerissen. Was mir denn einfiele?!, zetern die Gesichter.

Mit ein paar Brocken Französisch versuche ich zu erklären, was vorgefallen war. Aber wieso versteht mich denn keiner? Wieso glaubt einem niemand wenn man doch die Wahrheit spricht?! Ich müsste sie in ihrer Sprache sprechen…

Spontan probiere ich es mit Pantomime. Auch das scheint keiner zu erkennen. Ich bin am Rande der Verzweiflung. Wie soll ich mich nur verständlich machen?

 

Ist euer Interesse geweckt? Wie würdet ihr die Geschichte fortsetzen? 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*