Ein Sonntag am Meer

Es ist ein sonniger Sonntag (das Sams wäre begeistert) und wir beschließen ans Meer zu fahren. Drei Frauen und eine Hündin nehmen auf den vier Plätzen des VW Polos Platz und steuern auf einen windigen Küstenabschnitt im Norden Schleswig-Holsteins zu.

Dort angekommen finden wir einen Parkplatz nahe der Promenade, wo uns die Tische eines Restaurants einladen, zu Mittag zu essen. Dem kommen wir gerne nach. Es gibt Fisch, Flammkuchen und vegane Lasagne mit Zucchini. Während unserer Stärkung gibt unser Vierbeiner zu verstehen, dass sie rumsitzen völlig überflüssig findet, wo doch ein Strand und Wellen in Sichtweite sind.

Wir müssen ihr Recht geben und machen uns wieder auf die Socken. Auf dem Weg zum Hundestrand kommen wir an einem breiten Steg vorbei, an dessen Ende sich eine Art Wendehammer befindet. Dort sind Liegen so befestigt, dass man sie nach der Sonne oder dem Wind drehen kann.

Wir haben Glück und finden jeder eine. Und die Lütte bekommt sogar einen Ehrenplatz, von dem aus sie die Nase in den Wind halten kann:

Liege

Im Hintergrund lacht ein Kind vor Vergnügen, weil seine Schwester und sein Papa die Liege drehen, so schnell sie können. Hach, wie viel Glück in den kleinen Dingen des Lebens liegt …

Wieso verlieren wir das so schnell aus den Augen? Kinder sind so leicht zu begeistern, aber wenn ein Erwachsener sich ohne größeren ersichtlichen Grund freut, wird das allzu schnell herablassend oder ironisch kommentiert. Es geht sogar so weit, dass sich Menschen selbst begrenzen, weil sie Angst vor der Reaktion anderer haben.

***Dazu ein Beispiel das ich vergangenen Samstag erlebt habe: Eine Firma veranstaltete ein großes Sommerfest mit vielen Attraktionen. Unter anderem wurde Quad fahren und Pony reiten angeboten. Viele Kinder waren kaum noch von den Ponies herunter zu bekommen und wurden es nicht müde, Runde um Runde im Kreis geführt zu werden. Doch nach drei Stunden haben die Eltern ihren Nachwuchs eingesammelt. Schließlich muss der auch mal etwas essen.

Da kommt eine kleine Dame Mitte, Ende Fünfzig auf mich zu und fragt ob sie das Pony mal halten dürfe. Aber natürlich, sage ich, weil es ohnehin gerade friedlich grast. Die Dame freut sich und wir kommen etwas ins Gespräch. Sie sei früher auch lange Zeit geritten, erzählt sie mit leuchtenden Augen. Ob sie sich mal drauf setzen wolle, frage ich. Von der Größe her hätte das sogar gut gepasst. Nach einem Moment des Zögerns sagt sie, Nein. Vielen Dank, aber das ist mir peinlich vor meinen Kollegen. Die aber sind in dem Moment alle dreihundert Meter entfernt im Zelt mit ihrem Kuchen beschäftigt. Trotzdem traut sie sich nicht. Aber was seien das doch für wundervolle Tiere und wie schön seien doch die Zeiten gewesen als sie noch regelmäßig ritt …

Weshalb hat sie sich diesen Moment der Freude nur entgehen lassen? Es hätte sie überglücklich gemacht, so sehnsüchtig wie sie geschaut hat. Schade, nicht? Und das nur weil ihr Selbstvertrauen nicht groß genug war, die anderen denken zu lassen, was sie wollen. Machen die eh. Es hätte ja auch sein können, dass sie positive Aufmerksamkeit dafür erntet und ihre Kollegen sich mit ihr freuen!***

Der Wind weht mir ins Gesicht, macht den Kopf frei und die Aussicht lässt mich über das Wasser fliegen wollen. Jetzt Möwe sein!

Steg_Aussicht

Im Hoppsalauf – mich kümmert es nicht, dass ich schon zig Jahre zu alt dafür bin – geht es den Steg zurück und die Promenade weiter entlang. Einfach herrlich so ein Tag Urlaubsfeeling! Der Spaziergang ist ausgedehnt. Wir unterhalten uns über Alltägliches und Besonderes während wir die Atmosphäre des Kurortes auf uns wirken lassen. Beim Hundestrand angekommen, wird der kleine Wirbelwind von der Leine gelassen und tobt durch den Sand. Nach ein paar Metern finden wir einen herrenlosen Tennisball zwischen den Strandkörben. Der ist perfekt, weil er oben auf den Wellen schwimmt und durch die leuchtende Farbe gut zu erkennen ist. Tropfnass aus dem Wasser kommend muss sich erstmal kräftig geschüttelt werden. Dafür wird der Ball im Sand zwischengelagert. Dadurch ist er allerdings mit Strandsand (Haha, normalerweise wird das Wort anders herum zusammengesetzt) paniert. Yummy! Er wird mir aber jedes Mal mit „langen Zähnen“ wiedergebracht. Denn auf den Spaß und die Anerkennung will sie nicht verzichten. Aber der Gesichtsausdruck vom Hund ist unbezahlbar! :’D

Das Schwimmen gegen die Strömung macht sogar unser Energiebündel müde. Da wir noch den Rückweg vor uns haben, wird eine Pause auf den großen, sonnenwarmen Steinen gemacht. Den Tennisball versteckt sie in einem Büschel Seegras. So, jetzt kann man sich ein wenig ausruhen. Das gleichmäßige Rauschen der Wellen ist beruhigend …

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So kann man es gut aushalten. Dieses Jahr lässt der Sommer auf sich warten, deshalb lohnt es sich umso mehr die schönen Tage zu nutzen, indem man sie draußen verbringt. Für uns war dies ein wunderschöner Ausflug, den wir bei Gelegenheit gerne wiederholen wollen. Vielleicht ist das Meer nächstes Mal schon so warm, dass auch wir uns in die Wellen stürzen können.

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Der Tag neigt sich dem Ende zu und wir laufen die Promenade zurück zum Auto. Die Straßen schlängeln sich zwischen Feldern hindurch, die in abendlich rotgoldenes Licht getaucht sind …

One thought on “Ein Sonntag am Meer

  1. Was für eine schöne Geschichte! Habe ich mit voller Freude und verschmitztem Lächeln gelesen 🙂 Besonders das träumende Foto von Ginnie gefällt mir

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