Die Kinobesucherin

Die Situation verleitet dazu, über die Frau im Kino zu sprechen, die abseits bei einer Lampe steht und nicht wie die anderen im Kinosaal den Film ansieht. Das Bild zeigt eine ungewöhnliche Perspektive, aus der die Hauptperson trotzdem sofort erkennbar ist.

Anfangs sah ich die anderen Personen im Raum nicht einmal. Die Frau, um die es hier geht, fiel mir auf, weil sie mir auf eine Art ähnlich ist. Sie ist hochgewachsen und hat blondes Haar. Sie trägt Kleidung in meiner Lieblingsfarbe (Dunkelblau). Auch die Art, wie sie nachdenklich das Kinn auf die eine Hand gestützt hat und den anderen Arm unter der Brust verschränkt hält. So hätte ich dort gestanden haben können. Die Aufmerksamkeit auf den eigenen Gedanken, aber vom äußeren Geschehen zu sehr abgelenkt, um sich auf sein Inneres konzentrieren zu können.

Der Teil des Raumes in dem sie an die Wand gelehnt steht, ist ungewöhnlich. Es ist der Flur, zu dem man in den Kinosaal gelangt. Ein Ort, an dem man üblicherweise nur vorübergeht, ohne ihm größere Beachtung zu schenken. Dadurch, dass nur ein kleiner Streifen der Leinwand im Bild zu sehen ist, schaut der Betrachter automatisch auf den am hellsten erleuchteten Teil, in dem sich die Frau befindet. Der Schattenwurf bringt zusätzlich eine Dreidimensionalität, die links im Bild in der Dunkelheit beinahe verloren geht. Außerdem erfährt der Raum durch die halb verdeckte, nach oben führende Treppe eine zumindest gedankliche Erweiterung.

Die Frage „Warum steht sie abseits und sieht sich nicht den Film an?“ drängt sich mir auf. Die räumliche Anordnung lässt mich auch daran denken, ob jemand anderes ebenfalls abseits steht und sie sieht, oder ob der Maler uns einen Blickwinkel zeigt, den sonst niemand einnimmt.

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