Die Geschichte von Sonne und Mond

Seit jeher ist die Schlange das Zeichen der Fruchtbarkeit.

Eines Tages gebar sie die Sonne und die Herzen wurden erwärmt. Weniger als zwei Jahre später gebar sie den Mond und die Gemüter wurden geklärt.

Die Sonne und der Mond stritten viel, aber da sie sich im Grunde liebten, einigten die Geschwister sich darauf, die Zeit in Tag und Nacht zu teilen. So hatte jeder eine Zeit, um die Menschen mit ihren Gaben zu beschenken.

An ganz besonderen Tagen, die selten vorkommen, versuchen Sonne und Mond ihren Einklang der Welt zu zeigen. Sie tanzen immerfort mit der Erde im kosmischen Kreis.

Doch an diesen besonderen Tagen stellen sie sich so voreinander, dass der eine den anderen verdeckt. Kaum ein Mensch versteht es, doch dies bedeutet eine Umarmung der mächtigen Geschwister.

Die Einzige, die das seit jeher weiß, ist die Mutter der beiden: Die Schlange. Sie zischelt den Menschen das Geheimnis dieser kosmischen Einigkeit zu. Doch die Menschen halten diese Großartigkeit nicht für möglich, weil sie nicht auf ihre Herzen hören und vertrauen. Daher fürchten sie die Schlange und bezeichnen sie als gefährlich.

Eines Tages jedoch werden die Menschen verstehen. Sie werden keine Angst mehr haben. Und dann werden Sonne und Mond die Zeit für reif halten, gemeinsam um die Erde zu wandeln. Oder sie verabschieden sich, um in anderen Galaxien ihre Gaben zu nutzen, um entfernte Welten zu beschenken.

Doch bis dahin zischelt die Schlange leise weiter. Nur die Mutigen werden ihr zuhören.

Und Sonne und Mond werden sich bis dahin weiter die Zeit teilen.

Tags wärmt die Sonne die Herzen.

Nachts klärt der Mond die Gemüter.

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