Die Kinobesucherin

Die Situation verleitet dazu, über die Frau im Kino zu sprechen, die abseits bei einer Lampe steht und nicht wie die anderen im Kinosaal den Film ansieht. Das Bild zeigt eine ungewöhnliche Perspektive, aus der die Hauptperson trotzdem sofort erkennbar ist.

Anfangs sah ich die anderen Personen im Raum nicht einmal. Die Frau, um die es hier geht, fiel mir auf, weil sie mir auf eine Art ähnlich ist. Sie ist hochgewachsen und hat blondes Haar. Sie trägt Kleidung in meiner Lieblingsfarbe (Dunkelblau). Auch die Art, wie sie nachdenklich das Kinn auf die eine Hand gestützt hat und den anderen Arm unter der Brust verschränkt hält. So hätte ich dort gestanden haben können. Die Aufmerksamkeit auf den eigenen Gedanken, aber vom äußeren Geschehen zu sehr abgelenkt, um sich auf sein Inneres konzentrieren zu können. Continue reading

Antlitz eines jungen Mannes

Dieses. Das Gemälde. Ich sah es vor zwei Jahren im März. Da war es in Spanien an manchen Tagen schon so heiß wie bei uns im Hochsommer.

Wir liefen durch die Straßen von Barcelona. Es ist ja fast schon ein Klischee. Doch dieses Bild ließ mich stehenbleiben. Es minutenlang genauestens betrachten. Von nah, von fern. Wie der Farbauftrag ist und wie es von einigen Metern Entfernung aussieht, wenn man etwas verschwommen guckt. Continue reading

Ein Sonntag am Meer

Es ist ein sonniger Sonntag (das Sams wäre begeistert) und wir beschließen ans Meer zu fahren. Drei Frauen und eine Hündin nehmen auf den vier Plätzen des VW Polos Platz und steuern auf einen windigen Küstenabschnitt im Norden Schleswig-Holsteins zu.

Dort angekommen finden wir einen Parkplatz nahe der Promenade, wo uns die Tische eines Restaurants einladen, zu Mittag zu essen. Dem kommen wir gerne nach. Es gibt Fisch, Flammkuchen und vegane Lasagne mit Zucchini. Während unserer Stärkung gibt unser Vierbeiner zu verstehen, dass sie rumsitzen völlig überflüssig findet, wo doch ein Strand und Wellen in Sichtweite sind.

Wir müssen ihr Recht geben und machen uns wieder auf die Socken. Continue reading

Die Verfolgungsjagd

Meine Augen tränen und ich habe heftiges Seitenstechen. So schnell bin ich lange nicht mehr gelaufen. Doch ich renne weiter so schnell mich meine bald tauben Beine tragen. Ich muss ihn unbedingt erwischen! Ich darf ihn nicht aus den Augen verlieren!

Es ist eine unfaire Jagd. Wie soll ich auf Dauer mit einem Moped mithalten?! Ich weiß es nicht, aber ich muss es schaffen! Ich muss meine Kostbarkeit wiederbekommen!

Ich höre meinen keuchenden Atem und den dumpf geschlagenen Rhythmus meiner Füße auf dem sandigen Boden, gemischt mit ein paar anpreisenden Rufen. Der Markt ist meine Hoffnung. Die Straße wird schmaler und immer voller. Continue reading