Dong! Dong! Dong! Alle wach?

Von Natur aus bin ich ein Frühaufsteher. Ja, wirklich. Ich gehöre zu den Menschen mit einem sogenannten frühen Biorhythmus. So weit so gut.

Zugegebenermaßen hat es sich seit meiner Kindheit insofern geändert, als dass ich nicht mehr morgens um 6 Uhr glockenwach in meinem Zimmer sitze. Oder meine Familie wecke, weil mir langweilig ist. Die Zeiten sind vorbei. Inzwischen kann ich auch gut mal bis halb zehn ausschlafen. Jedenfalls wenn ich nach ein Uhr nachts zu Bett ging.

Ist für manche ja Standard. Bis in die Puppen aufzubleiben. Mit viereckigen Augen weil man sich eine Serie nach der nächsten reinzieht. Bei mir geht das maximal bis Mitternacht. Dann macht mein Körper ohne zu fragen die Luken dicht. Wie so eine stämmige Wirtshausfrau, die weiß, wann’s genug ist und mit Schwung die Vorhänge zuzieht. „Ist morjen schließlich wieder früh Tach!“ Weißte Bescheid …

Das sind Dinge, mit denen man sich arrangieren kann. Worauf ich allerdings geradezu allergisch reagiere, ist Presslufthammerkrach ab sieben Uhr in der Früh‘. Das geht für mich gar nicht. Da bekomme selbst ich als einer der wenigen gut gelaunten Morgenmenschen – ja, die gibt’s noch, wenn auch meist anonym, denn sonst drohte ihnen womöglich ein Sh*tstorm auf Facebook – zu viel. Das ertragen meine Vogelgesang-gewöhnten Ohren nicht. Wenn vor dem Frühstückstee schon mit Hämmern auf Eisenträger eingekloppt wird und Hochleistungsbohrer gefühlt die Zimmerwand und mein Trommelfell gleich mit malträtieren. Da kriege auch ich schlechte Laune.

Aber die Wut ist nicht nur ungut fürs Gemüt, sondern auch für’s Gesicht. Die Falten kriegt man nicht so schnell wieder geglättet. Also was tun?

Die Lösung klingt simpel: Früher als der Krach aufstehen. Hieße dann um 6 Uhr… Ach ja, wie in alten Zeiten als das noch von ganz allein ging. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

Und allen, die den Luxus der Stille am Morgen genießen können, wünsche ich selige Träume.

Umgezogen. Wieder ein Zuhause in der schönsten Stadt der Welt <3

Ein Umzug ist unter den TOP 10 der emotionalsten Ereignisse im Leben eines Menschen. Wieso eigentlich? Man lebt irgendwo, entscheidet sich dann, woanders zu leben, räumt sein Hab und Gut in Kartons, fährt zum Woanders und räumt sie dort wieder aus. Zack, fertig.

Klar, man könnte jetzt argumentieren, dass es damit ja noch lange nicht getan sei, dass es noch tausenderlei andere Dinge zu beachten gilt. Das Internet ist voller Listen, die man unbedingt abarbeiten sollte, um ja nichts zu vergessen. Als ob. Selbst wenn man sämtliche Listen des World Wide Web ausdrucken und genauestens beherzigen sollte, bliebe da immer noch irgendetwas, das man vergessen könnte. Und wenn man es selbst ist … Haha, schonmal vom eigenen Umzugswagen stehen gelassen worden?

Abgesehen also von allen wirklich wesentlichen und weniger wichtigen Punkten gibt’s da ja auch noch sowas wie Kosten. Schließlich wollen Handwerker, Postbeamte, Speditionsangestellte und viele mehr für ihre Arbeit entlohnt werden. Wer noch nicht so oft umgezogen ist, staunt manches Mal, wen und was es alles zu organisieren gilt. Habe selbst auch gestaunt. Verschone euch mit Details.

Man kann auch versuchen, sich vor der Planung zu drücken. Wie zum Beispiel als ich feststellte, dass das Einrichten einer Halteverbots-Zone pro Ort genauso viel kosten sollte, wie der Miettransporter … Das sehe ich nicht ein. Wozu gibt es einen Warnblinker? Der wird schließlich nicht berechnet. Also StVO–Augen zu und durch.

Kennt ihr das, wenn man unbedingt ausmisten will? All den überflüssigen Kram aus der Wohnung verbannen, der sich im Laufe der Zeit angesammelt hat – ob man wollte oder nicht. Wenn das mal so einfach wäre. Es soll ja Leute geben, die da radikal sein können. Brauch‘ ich das? – Nein. – Weg damit. Bemerkenswert. So ist das bei mir eher nicht. Da wird schon die Beantwortung der Frage ausgeweitet zu einer Philosophie des Bedarfs und – verhängnisvollerweise – der Ästhetik. Brauchen tut man eh nichts, aber haben ist schön. Vor allem, weil es so gut zu diesem und jenem passt. Also kommt es doch mit in das neue Heim. Super. Aber ich kann ja beim Auspacken einen Kann-weg-Karton hinstellen … Netter Versuch.

Die Realität sieht da anders aus. Man ist froh, wenn man nach Wochen dann auch den letzten Pappkarton geleert hat, seinen Inhalt in irgendeinem Regal verstaut hat – kann ich später noch sinnvoll einsortieren – und das Pappviereck nun zur Zweidimensionalität gefaltet hat. Puuuuh… endlich.

Wenn das geschafft ist, bleibt ja nur noch die Beschaffung und Installation von beleuchteten Badezimmerschränken, Garderobenhaken, Waschmaschinen, Spiegeln, Handtuchhaltern, Lampenschirmen …

Mein Fazit: Umziehen ist toll! Wirklich! Jedenfalls im Nachhinein betrachtet. Also, korrigiere: Umgezogen sein ist toll! 😉

Das rote Pferd – nicht das Blaue

Das Ölgemälde mittleren Formates „Pferd in Landschaft“ von Franz Marc aus dem Jahre 1910 besticht auf den ersten Blick durch seine Farbigkeit. Kaum ein anderer Künstler weiß so großeTeile des Bildes mit einer einzelnen und sehr intensiven Farbe zu füllen, ohne dass es stümperhaft wirkt. Kritiker könnten es kindisch nennen, jedoch wäre dies wiederum eher als Kompliment zu deuten, da Kinder mit einer verblüffenden Treffsicherheit Reales zweidimensional auf Papier bannen können, ohne sich der üblichen, gewohnten, tradierten Mittel zu bedienen (Pferd braun, Gras grün usw.). Continue reading

Huyendo la crítica – Pedros Abenteuer

Das Antiquariat war schon lange nicht mehr besucht worden. Außer Pedro und seinen Freunden kam kaum einer hierher. Deshalb war der Señor Calabaza auch meistens in seinem Haus, das durch eine kleine Hintertür zum Laden für alte Dinge zu erreichen war. Der Spott über seinen Namen (Calabaza = Kürbis, umgspr. Trottel) interessierte den alten Herren schon lange nicht mehr. Doch er wusste es zu schätzen, dass – obwohl sie sonst kleine Lausebengel gewesen waren – die nun bald Jugendlichen immer freundlich zu ihm gewesen waren. Daher ließ er sie auch gerne bei sich im Antiquariat ihren Nachmittag verbringen, wenn es draußen besonders heiß war.

Pedro war heute alleine hergekommen. Seine Mutter hatte genug mit den Kollegen von seinem Vater zu tun, die heute zu ihnen nach Hause eingeladen waren. Auch wenn er sich ungern die Schalen leckeren Essens seiner Mutter entgehen ließ, so konnte er doch getrost auf die dumpfen Sprüche der Männer verzichten, die ihm jedes Mal rieten, er solle sich doch etwas ordentlicher benehmen und zum Marktplatz gehen, um eines der hübsch angezogenen Mädchen zum Tanz aufzufordern. Continue reading